Bottrop 2018plus - Das Projekt
Projektphase 1: Auf dem Weg zu einer nachhaltigen und resilienten Wirtschaftsstruktur
Mit dem Vorhaben »Bottrop 2018plus« wurde ein partizipativer Governanceansatz der lokalen Wirtschaftsförderung zunächst über einen Zeitraum von 3 Jahren erprobt, bei welchem neben dem Amt für Wirtschaftsförderung und Standortmanagement Stakeholder aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik sowie Intermediäre aktiv in die lokale Wirtschaftsförderung eingebunden wurden. Das interdisziplinäre und anwendungsorientierte Forschungsprojekt wurde 2016 in Kooperation zwischen dem Amt für Wirtschaftsförderung und Standortmanagement der Stadt Bottrop, dem Faktor-10 Institut für nachhaltiges Wirtschaften und dem Institut Arbeit und Technik der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen (IAT) angestoßen. Das ambitionierte Arbeitsprogramm kombinierte quantitative und qualitative Status-Quo-Analysen mit Strategie- und Strukturentwicklung sowie der Erarbeitung von experimentellen Lösungen. Entlang der zukunftsorientierten Handlungsfelder – »Handwerk«, »Nachhaltiges Unternehmertum« und »Einzelhandel« - wurden strategische Allianzen (STA) als kooperative und strategische Governancestrukturen einschließlich eines Stakeholder-Managements aufgebaut. In vier Reallabore wurden neue Instrumente der Wirtschaftsförderung erprobt und umgesetzt. Obwohl die STA als überfordernd empfunden und letztlich aufgegeben wurden, haben sich die Akteure in einem branchenübergreifenden Netzwerk – der Wirtschaftsallianz – organisiert und haben sich an einem Balanced-Scorecard Prozess zur Strategieentwicklung – dem Zukunftsplan – beteiligt. Durch die Rückkopplung der gewonnenen Erkenntnisse aus diesen Prozessen in die städtischen Wirtschaftsförderungsstrukturen wurden auch dort Veränderungen angestoßen, um sich dauerhaft in Richtung Nachhaltigkeit und Resilienz weiterzuentwickeln.
Detaillierte Ergebnisse der ersten Projektphase sind im Buch von Merten et al. (2019) »Lokale Wirtschaftsstrukturen transformieren.Gemeinsam Zukunft gestalten« präsentiert.
Projektphase 2: Verstetigung der partizipativen Governance
Das Anschlussvorhaben stellte darauf ab, den erprobten Ansatz einer partizipativen Wirtschaftsförderung am Standort Bottrop praxistauglich zu machen, zu verstetigen sowie Transferpotenziale und ‑konzepte auf andere Kommunen systematisch zu erarbeiten. Die pilotierten Strukturen – (1) die Wirtschaftsallianz (WiAll) als branchenübergreifendes Netzwerk, (2) die Reallabore als operative thematische Umsetzungsebene und (3) der Zukunftsplan als mittel- bis langfristiger strategischer Handlungsrahmen für die Zusammenarbeit des Amtes und den Wirtschaftsakteur*innen vor Ort – sollten mit dem Ziel der Etablierung eines langfristig tragfähigen Governanceansatzes verstetigt werden. Die Herausforderungen der COVID-19 Pandemie haben die Durchführung des Projekts erschwert, aber nicht zur Aufgabe geführt. Zwei Reallabore aus der ersten Projektphase (RL1 und RL3, s. Abb. 1) konnten mit neuen Maßnahmen weitergeführt werden. Zwei weitere Reallabore wurden zu den neuen Themen »Fachkräftesicherung« (RL5) und »Fairtrade Town« (RL6) angestoßen. Der Zukunftsplan wurde vom Amt für Wirtschaftsförderung und Standortmanagement aufgegriffen und weiterentwickelt, während die Wirtschaftsallianz zum Ende des Projekts wiederbelebt wurde. Die Neuausrichtung des Amts im Sinne einer partizipativen Governance wurde durch die Zusammenarbeit mit allen Beschäftigten weiterverfolgt und durch die Erarbeitung von Werkzeugen zur Strategie- und Projektentwicklung, Teamarbeit sowie Monitoring und Evaluation unterstützt. Zur Ermittlung des Transferpotenzials und eines darauf abgestimmten Transferkonzepts wurden die erforderlichen Rahmenbedingungen einer partizipativen Wirtschaftsförderung weiter wissenschaftlich fundiert. Der Governanceansatz wurde aus dem Bottroper Kontext herausgelöst und mit weiteren Wirtschaftsförderungen diskutiert, um die Kernelemente und ‑aktivitäten, strukturellen Voraussetzungen sowie Funktionsweisen in einem Handbuch für die praktische Anwendung zu überführen.
Ausführliche Darstellungen der einzelnen Schritte aus der zweiten Phase sind in den Abschnitten »Bottrop setzt um« zu jedem Kapitel im Buch Rabadjieva & Terstriep (2022) »Die Wirtschaftsförderung von Morgen - zwischen Tradition und Transition« zu finden.
Projektberichte
Warum und wie zur partizipativen Wirtschaftsförderung? Ergebnisse aus drei Online-Werkstätten mit Wirtschaftsförderer:innen
Maria Rabadjieva und Judith Terstriep (2022)
Wie gelingt partizipative Wirtschaftsförderung? Ergebnisse der Interviews mit Wirtschaftsförderungseinrichtungen in Deutschland
Maria Rabadjieva und Judith Terstriep (2021)
Beteiligungsprozesse in der Wirtschaftsförderung. Ergebnisse der Befragung von Wirtschaftsförderungseinrichtungen in Deutschland
Judith Terstriep und Maria Rabadjieva (2021)
Werkzeuge & Handreichungen
Werkzeugkasten für die Wirtschaftsförderung. Handreichung Instrumente
Rabadjieva und Terstriep (2022)
Handreichung Partizipative Wirtschaftsförderung Handlungsempfehlungen für Kommunen und Städte
Terstriep und Rabadjieva (2019)
Handreichung zur Umsetzung von Strategischen Allianzen zur Transformation lokaler Wirtschaftsstrukturen
Merten, Seipel und Schmidt (2019)
Wissenschaftliche Artikel
Fachkräftesicherung durch Partizipation. KommunalPraxis spezial 4/2022, S: 145-150.
Rabadjieva, M. und Terstriep, J. (2022)
Die klassische Wirtschaftsförderung gibt es nicht mehr. Ergebnisse einer bundesweiten Befragung von Wirtschaftsförderungen
Terstriep, J und Rabadjieva, M. (2021)
Ambition Meets Reality: Mission-Oriented Innovation Policy as a Driver for Participative Governance
Rabadjieva, M. und Terstriep, J. (2020)
Video
Ziele, Erfolge und Ergebnisse von »Bottrop 2018+«
Welche Auswirkung hat das Projekt »Bottrop 2018+ - Auf dem Weg zu einer nachhaltigen und resilienten Wirtschaftsstruktur« auf die Stadt Bottrop? Warum ist die Wirtschaftsallianz für die Stadt wichtig? Was passiert nach dem Projektende? Antworten auf diese und weitere Fragen geben Bernd Tischler (Oberbürgermeister der Stadt Bottrop) und Sabine Wißmann (Leiterin des Amtes für Wirtschaftsförderung und Standortsmanagement der Stadt Bottrop) im Gespräch über die Ziele, Erfolge und Ergebnisse von »Bottrop 2018+«.