Evaluation der Reallabore

Hintergrund und Zielsetzung: Die Reallabore stellten den Hauptfokus der Praxisaktivitäten in der zweiten Projektphase dar. Die Maßnahmen wurden im Einklang mit den kontextuellen Rahmenbedingungen des Standortes und der internen Strategie der Wirtschaftsförderung (Zukunftsplan) unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeitsziele und Megatrends formuliert und durchgeführt (siehe Kapitel 1). Vor diesem Hintergrund eigneten sie sich sehr gut für die Pilotierung des Werkzeugkastens und insbesondere für die Testung der Werkzeuge zum Zweck der Evaluation und des Monitorings.

Das Ziel der Evaluation lag darin, zu reflektieren, inwieweit die gesetzten Ziele erreicht werden konnten, welche Wirkung die Maßnahmen für die einzelnen Zielgruppen, Stakeholder und den Standort haben und wie diese Wirkung gemessen werden kann. Zudem zielte das ausgewählte Vorgehen darauf ab, die für die Reallabore zuständigen Mitarbeitenden zu befähigen, zukünftig alleine mit den Werkzeugen umgehen zu können bzw. ihre Erfahrungen an die anderen Kolleg:innen im Amt weiterzugeben.

Durchführung: Die drei Reallabore wurden zunächst separat unter der Moderation des Instituts Arbeit und Technik (IAT) von den zuständigen Mitarbeitenden im Amt für Wirtschaftsförderung und Standortmanagement evaluiert. Dieser Evaluation folgte eine zusammenfassende Reflektion innerhalb des Projektteams.

Als Ausgangspunkt für die Evaluation haben die drei Mitarbeitenden Steckbriefe für die Reallabore ausgefüllt, die zur Vereinheitlichung der Wissensdokumentation dienten. In halbtägigen Terminen haben sie dann, moderiert durch das IAT, die Werkzeuge Reflexionsbogen, Wirklogik und Datenerhebungsplan angewandt. Auf Basis der Wirklogik wurden alle drei Reallabore durch den Nachhaltigkeitscheck bewertet, um die allgemeine Nachhaltigkeitswirkung der im Projekt durchgeführten Aktivitäten abzuschätzen (siehe Tabelle 2.2).

Tabelle 2.2 Werkzeuge für Evaluation und Monitoring

Werkzeug VorteileVoraussetzungenUmsetzung in Bottrop
Maßnahmensteckbrief
  • Gut geeignet für Wissensmanagement
  • Auf wenig Platz das Wichtigste über ein Projekt oder eine Maßnahme zusammenfassen
  • Einheitliche Dokumentation durch formularähnliche Struktur
  • Als lebendes Dokument verstehen Sukzessive ausfüllen
  • Zum Abschluss der Reallabore ausgefüllt, dadurch zeitintensiv
  • In verkürzte Form bestehende Informationen zusammenfassen und auf andere Dokumenten bzw. Quellen verweisen
Reflexionsbogen
  • »leichtes« Werkzeug durch vorformulierte Fragen
  • Schnell auszufüllen
  • Endevaluation soll im Team zusammen mit der Leitung durchgeführt werden, um strategische Schlüsse zu ziehen
  • Zum Schluss der Reallabore
  • Beantwortung der vordefinierten Fragen
  • Endevaluation auf einem gemeinsamen Workshop mit der Beteiligung aller Projektpartnern
Wirklogik
  • Ausführlicher Arbeitsblatt zur Selbstmoderation
  • Ermöglicht einen Vergleich zwischen vorformulierte Outputs, Outcomes und Wirkungen mit den tatsächlich erreichten
  • Am Anfang ausfüllen
  • Am Ende –vergleichen
  • Fokus nicht verlieren und Querdenken ermöglichen Moderation durch eine nicht inhaltlich involvierte Person
  • Zum Schluss der Reallabore durchgeführt, dadurch sehr zeitintensiv
  • Vergleich auf Basis von bestehenden Ziele aus der ersten Phase
Datenerhebungsplan
  • Nützlich, um Messstrategien festzulegen
  • Eignet sich zur Planung von Projekten und Maßnahmen Unterstützt bei der Evaluation
  • Sich gedanklich von den vorhandenen Daten und bekannten Methoden loslösen und an mögliche zusätzliche Aktivitäten zur Messung denken
  • Zum Schluss der Reallabore durchgeführt 
  • Schwierigkeiten alternative Messmethoden zu formulieren (z.B. Feedback-Umfragen)
Nachhaltigkeitscheck
  • Auf einem Blick das Gleichgewicht zwischen ökonomische, ökologische und soziale Wirkung zeigen
  • Gleich für unterschiedlich große Vorhaben anzuwenden (Wirtschaftsförderung allgemein, einzelne Reallabore oder Maßnahmen)
  • Wirkungslogik als Grundlage nutzen
  • Qualitative Schätzung abgeben
  • Für jedes Reallabor auf Basis der Wirklogik
  • Im gemeinsamen Workshop zur Abbildung der Wirkung des Amts für Wirtschaftsförderung und Standortmanagement

Tabelle 2.2 Werkzeuge für Evaluation und Monitoring

Werkzeug Vorteile
Maßnahmensteckbrief
  • Gut geeignet für Wissensmanagement
  • Auf wenig Platz das Wichtigste über ein Projekt oder eine Maßnahme zusammenfassen
  • Einheitliche Dokumentation durch formularähnliche Struktur
Reflexionsbogen
  • »leichtes« Werkzeug durch vorformulierte Fragen
  • Schnell auszufüllen
Wirklogik
  • Ausführlicher Arbeitsblatt zur Selbstmoderation
  • Ermöglicht einen Vergleich zwischen vorformulierte Outputs, Outcomes und Wirkungen mit den tatsächlich erreichten
Datenerhebungsplan
  • Nützlich, um Messstrategien festzulegen
  • Eignet sich zur Planung von Projekten und Maßnahmen Unterstützt bei der Evaluation
Nachhaltigkeitscheck
  • Auf einem Blick das Gleichgewicht zwischen ökonomische, ökologische und soziale Wirkung zeigen
  • Gleich für unterschiedlich große Vorhaben anzuwenden (Wirtschaftsförderung allgemein, einzelne Reallabore oder Maßnahmen)
Werkzeug Voraussetzungen
Maßnahmensteckbrief
  • Als lebendes Dokument verstehen Sukzessive ausfüllen
Reflexionsbogen
  • Endevaluation soll im Team zusammen mit der Leitung durchgeführt werden, um strategische Schlüsse zu ziehen
Wirklogik
  • Am Anfang ausfüllen
  • Am Ende –vergleichen
  • Fokus nicht verlieren und Querdenken ermöglichen Moderation durch eine nicht inhaltlich involvierte Person
Datenerhebungsplan
  • Sich gedanklich von den vorhandenen Daten und bekannten Methoden loslösen und an mögliche zusätzliche Aktivitäten zur Messung denken
Nachhaltigkeitscheck
  • Wirkungslogik als Grundlage nutzen
  • Qualitative Schätzung abgeben
Werkzeug Umsetzung in Bottrop
Maßnahmensteckbrief
  • Zum Abschluss der Reallabore ausgefüllt, dadurch zeitintensiv
  • In verkürzte Form bestehende Informationen zusammenfassen und auf andere Dokumenten bzw. Quellen verweisen
Reflexionsbogen
  • Zum Schluss der Reallabore
  • Beantwortung der vordefinierten Fragen
  • Endevaluation auf einem gemeinsamen Workshop mit der Beteiligung aller Projektpartnern
Wirklogik
  • Zum Schluss der Reallabore durchgeführt, dadurch sehr zeitintensiv
  • Vergleich auf Basis von bestehenden Ziele aus der ersten Phase
Datenerhebungsplan
  • Zum Schluss der Reallabore durchgeführt 
  • Schwierigkeiten alternative Messmethoden zu formulieren (z.B. Feedback-Umfragen)
Nachhaltigkeitscheck
  • Für jedes Reallabor auf Basis der Wirklogik
  • Im gemeinsamen Workshop zur Abbildung der Wirkung des Amts für Wirtschaftsförderung und Standortmanagement

Erkenntnisse: Die inhaltlichen Schlüsse zeigen, dass in allen drei Reallaboren die für die Projektlaufzeit gesetzten Ziele zumindest teilweise erreicht werden konnten. Die Reallabore der zweiten Projektphase haben aktiv Vorschläge für Aktivitäten aus der ersten Förderphase aufgegriffen (z.B. die Plattform HalloBot, die Initiative Fairtrade-Town). Die angestoßenen Aktivitäten innerhalb der Reallabore unterscheiden sich insoweit von der alltäglichen Arbeit des Amtes, dass sie ein intensiveres Wissensmanagement voraussetzten, um den Reallabor-Ansatz gerecht zu werden. Die Durchführung des Reallabors »Fachkräftesicherung« setzte z.B. eine wissenschaftliche Vorgehensweise voraus, die ehr eine Ausnahme für die Wirtschaftsförderung darstellt. Die konkrete Zielsetzung der Reallabore hat auch dazu geführt, dass spezifischere Mehrwerte erreicht werden konnten. Allerdings sind Themen wie Digitalisierung, Fachkräftesicherung und Nachhaltigkeit nicht innerhalb von wenigen Jahren abzuschließen und werden auch künftig im Fokus der Wirtschaftsförderung bleiben (siehe Kapitel 1). Vor diesem Hintergrund war die Evaluation hilfreich, um mögliche Zukunftspotenziale zu identifizieren und weitere Schritte zu formulieren (z.B. das Netzwerk »Handwerker Frühstück«, DigiCoach und Begleitstelle für Integration von Geflüchteten auf dem Arbeitsmarkt).

Abbildung 2.3 veranschaulicht, wie die Outcomes und Wirkungen aus dem jeweiligen Reallabor auf dem Nachhaltigkeitsdreieck zu bewerten sind. Die helleren Zettel fassen die Outcomes und Wirkungen zusammen, die schon zum Projektabschluss spürbar waren, während die dunkleren Zettel mittel- und langfristige Wirkungen zusammenfassen. Zudem konnten die Outcomes und Wirkungen auf vier Akteursgruppen zugewiesen werden: Unternehmen, Standort (Bottrop), Wirtschaftsförderung (Amt) und Gesellschaft. Die Abbildung zeigt deutlich, dass die durchgeführten Reallabore Wirkungen für alle Akteursgruppen ausgelöst haben, jedoch überwiegend auf der Achse Ökonomisch-Sozial des Dreiecks eingeordnet werden können. Die Initiative Fairtrade Town ist die Aktivität mit den am meisten gestreuten Wirkungen. Dennoch, wie auf Abbildung (s. Abbildung 2.3) veranschaulicht, nimmt man alle Aktivitäten und Projekte des Amts für Wirtschaftsförderung und Standortmanagement im Blick, sieht das Bild ausgeglichener aus. Mit Blick auf die geplanten Maßnahmen und Projekte (z.B. Klimastadt Bottrop 2035) ist es festzustellen, dass die Wirtschaftsförderung sich noch intensiver mit dem Themenbereich Nachhaltigkeit beschäftigen wird. Dies wurde auf einem gemeinsamen Workshop mit allen Beschäftigten des Amtes auch als Wunsch der Mitarbeitenden geäußert.

Abbildung 2.3 Nachhaltigkeitscheck der Reallabore

Bottrop setzt um_K2_Abbildung 1