SDG-INDIKATOREN FÜR KOMMUNEN
Bertelsmann Stiftung
Format | Onlineplattform nach Baukastenprinzip |
Ziel | Identifizierung und Bereitstellung geeigneter SDG-Indikatoren für ein wirkungsorientiertes kommunales Nachhaltigkeitsmanagement |
Zielgruppe | Verwaltung, Politik und Bürgerschaft |
Stakeholder | Instrumente aus dem Projekt »Monitor Nachhaltige Kommune« (Juni 2015 – September 2019), seit 2020 Weiterentwicklung als Teil des Projekts »Agenda 2030 – Nachhaltige Entwicklung vor Ort« durch 8 Partner, Drittmittelgeber: Bertelsmann Stiftung |
Weitere Information | https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/unsere-projekte/agenda-2030-nachhaltige-entwicklung-vor-ort/projektnachrichten/sdg-indikatoren-fuer-kommunen |
Projektbeschreibung
Das Projekt »SDG-Indikatoren für Kommunen« wurde 2017 vom Deutschen Städtetag mit dem Ziel initiiert, kommunale Daten zu identifizieren, zu sammeln und bereitzustellen, die als Kennzahlen für den Stand der städtischen Nachhaltigkeitsentwicklung genutzt werden können. Dabei orientieren sich die Kennzahlen an den 17 Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDGs) der Vereinten Nationen und ihren 169 Unterzielen.
Insgesamt 8 Partner sind an der Umsetzung des Projekts beteiligt. Die Bertelsmann Stiftung verantwortet die Gesamtorganisation, die Bereitstellung der Daten und Ergebnisse. Das Deutsche Institut für Urbanistik (difu) ist für die Entwicklung und das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) für die Weiterentwicklung der Indikatoren zuständig. Der Deutsche Städtetag, der Deutsche Landkreistag, der Deutsche Städte- und Gemeindebund und die deutsche Sektion des Rates der Gemeinden und Regionen Europas treiben den Einsatz der Indikatoren in den Kommunen voran. Die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) von Engagement Global unterstützt das Projekt bis zum Frühjahr 2021 inhaltlich.
Nachdem im Frühjahr 2018 der erste Indikatorenkatalog für Kommunen publiziert wurde, folgte Ende desselben Jahres die Bereitstellung 56 geeigneter Indikatoren auf dem SDG-Portal. Die Indikatoren werden seitdem in einzelnen Modellkommunen stetig erprobt, evaluiert und weiterentwickelt. So erschien 2020 eine grundlegend überarbeitete und erweiterte Version des bisherigen Katalogs. Neben der Beschreibung der Projektarbeit und Indikatorenauswahl bietet dieser ausführliche Indikatoren-Steckbriefe mit Definitionen, Angaben zu Datenquellen und Ergebnissen von Datenanalysen. Der Katalog versteht sich als Baukasten-System und hält Städte, Kreise und Gemeinden dazu an, entsprechender ihrer Standortspezifika Schwerpunkte zu setzen und geeignete Indikatoren auszuwählen, zu verändern oder zu ergänzen.
Messung und Dienstleistungen
Die vorgeschlagenen SDG-Indikatoren greifen auf vorhandene Indikatorensets und -definitionen zurück. Dabei fokussieren sie diejenigen Unter- und Teilziele der SDGs, die die wesentlichen Probleme und Herausforderungen der Kommunen widerspiegeln, und durch die Kompetenzen der Akteure teilweise und messbar gelöst bzw. bewältigt werden können. Die Indikatoren wurden anhand von vier Qualitätskriterien ausgewählt: Validität (inhaltlich zutreffende Abbildung des Ziels durch den Indikator), Datenverfügbarkeit (zentrale Verfügbarkeit auf bundes- mindestens aber auf Kreis- oder Gemeinde-Ebene, regelmäßige Erhebung, Existenz eines zentralen Datenerhebungskonzepts, leichte Beschaffbarkeit), Datenqualität (Messgenauigkeit) und Funktion (Input-/Output-/Outcome/Impact-Indikatoren). Der aktuelle Indikatoren-Katalog des SDG-Portals enthält insgesamt 120 SDG-Indikatoren:
Indikatoren vom Typ I: 56 qualitativ gut geeignete, valide und flächendeckend verfügbare Indikatoren. Diese sind Grundlage des SDG-Portals.
Indikatoren vom Typ II: 64 Indikatoren, die qualitativ sehr gut geeignet sind, aber derzeit noch nicht flächendeckend auf kommunaler Ebene verfügbar sind. Diese Daten müssen von den jeweiligen Kommunen selbst erhoben werden.
Monitorberichte – erscheinen jährliche zu einzelnen Schwerpunktthemen und enthalten neben Kommunal- und Bevölkerungsbefragungen auch Datenanalysen, Praxisbeispiele und Handlungsempfehlungen.
Indikatorensteckbriefe – als Teil des Indikatorenkatalogs bieten sie jeder Stadt die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, ob und welche Indikatoren sie vor dem Hintergrund ihrer Standortspezifika zur Abbildung welcher Nachhaltigkeitsziele heranziehen möchten. Einzelne Indikatoren können jederzeit weggelassen, verändert und ergänzt werden.
Wegweiser Kommune – Online-Plattform für die Bereitstellung kommunaler Daten aus amtlichen Statistiken. Neben konkreten Indikatorenwerten finden sich auch hier Handlungsempfehlungen, praktische Beispiele sowie Berichte.
SDG-Portal – stellt durch die Visualisierung der Daten des Wegweisers Kommune einen niederschwelligen Einstieg zur Überprüfung des Stands der Nachhaltigkeit in ausgewählten Städten und Gemeinden dar. Die 56 Typ I Indikatoren zeigen die Umsetzung einzelner SDGs und die zeitliche Entwicklung an.
Mehrwerte für Kommunen
Der Wegweiser Kommune und das SDG-Portal bieten greifbare Mehrwerte für Kommunen durch Handlungsempfehlungen, statistische Auswertungen und automatisierte Berichterstattung an. Das SDG-Portal bietet allen Städten und Gemeinden ab 5.000 Einwohner:innen einen Überblick über den Stand der Nachhaltigkeit. Dabei werden aktuelle Daten, wie auch kurz- und mittelfristige Zeitvergleiche zur Verfügung gestellt. Kommunen können sich außerdem mit anderen Kommunen und mit Durchschnittswerten vergleichen. Dies ermöglicht eine erste Bestandsaufnahme zum Stand der SDGs am Standort, die Identifizierung von Handlungsbedarfen und eine Einleitung entsprechender Maßnahmen. Für Letztere macht das Portal ebenfalls erste Vorschläge. Jede Kommune entscheidet selbst über die Steuerungsrelevanz der Indikatoren. Sie bieten einen Referenzrahmen für kommunale Nachhaltigkeitsberichte, Nachhaltigkeitsstrategien, -prüfungen oder -haushalte und sollen ein umfassendes und wirkungsorientiertes Nachhaltigkeitsmanagement unterstützen.
Zukunftsperspektive
Nachdem von Juli 2015 bis September 2019 im Projekt »Monitor Nachhaltige Kommune« Angebote und Instrumente für den Aufbau eines kommunalen Nachhaltigkeitsmanagements entwickelt wurden, war das Ziel des im Oktober 2019 begonnenen Projekts »Agenda 2030 – Nachhaltige Entwicklung vor Ort«, diese Instrumente weiterzuentwickeln und an künftige kommunale Herausforderungen und Bedarfe anzupassen. Die Arbeitsgruppe »SDG-Indikatoren für Kommunen« wird bis zum Projektende im Juni 2022 die Nutzung der Indikatoren in den Städten begleiten und evaluieren sowie Praxisbeispiele und Handlungsempfehlungen sammeln.
Beitrag von:
Jessica Siegel, IAT