Smarte City-Logistik am Beispiel LOUISE [1] in Bottrop
Julia Zwanzig
Stadt Bottrop
LOUISE setzt seinen Fokus auf die Etablierung innovativer Logistikdienste und unterstützt die Bildung neuer Geschäftsmodelle, um Handel und Gewerbe regional zu unterstützen.
Urbane und ländliche Regionen müssen sich zukünftig verstärkt den Herausforderungen des demographischen, strukturellen, und klimatischen Wandels stellen. Der zu gestaltende Arbeits- und Lebensraum muss daher neben guten und innovativen Arbeitsplätzen auch wichtige Aspekte der Lebensqualität und der ökologischen Nachhaltigkeit einschließen. Ein sich dadurch verändertes Konsumverhalten steigert den Bedarf an einer effektiven Logistik – bei einem kongruent sinkenden Flächenangebot bzw. steigender Nutzungskonkurrenz zwischen Wohnen, Gewerbe, Handel und Dienstleistung, sind urbane Gewerbe- und Handelsstätten jedoch kaum in der Lage, ihre Flächen zu erweitern. Diese Trends verlangen nach digitalen und innovativen Lösungen, die Handels- und Logistikdienste sowie neue Geschäftsmodelle etablieren und den stationären Handel und das Gewerbe unterstützen: einem regionalen »Internet der Dienste und Dinge«, welches die regionale Wirtschaft fördert und die Lebensqualität steigert. Das Projekt »LOUISE– Logistik und innovative Services für urbane Regionen am Beispiel der Emscher-Lippe-Region« setzt seinen Fokus auf die Etablierung innovativer Logistikdienste und unterstützt die Bildung neuer Geschäftsmodelle, um Handel und Gewerbe regional zu unterstützen. Mit dem Ziel, den motorisierten Individualverkehr signifikant zu verringern, die lokale Kaufkraft zu binden und Arbeitsplätze im lokalen Handel und Gewerbe zu schaffen und zu schützen, kann LOUISE zahlreiche Positiveffekte für die gesamte Region erzeugen. Die Stadt Bottrop dient primär als Nukleus für Akzeptanz- & Partizipationsuntersuchungen hinsichtlich einer Übertragbarkeit und Etablierung innovativer Geschäftsmodelle.
Das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML übernimmt bei LOUISE das Projektmanagement. Der Konsortialführer für den Verbund ist die Rottbeck Spedition GmbH. Weitere Partner sind das Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST, die pakadoo GmbH, newsmedia e. K. und das Institut für Innovationsforschung und– management. Die Stadt Bottrop übernimmt im Rahmen des Projekts das Stakeholdermanagement und die Öffentlichkeitsarbeit.
Alle LOUISE-Innovationsbausteine werden an die spezifischen Verhältnisse in Bottrop angepasst und bedarfsgerecht installiert. Der Bottroper Süden ist verhältnismäßig dicht besiedelt, wohingegen der Norden hauptsächlich ländlich geprägte Strukturen aufweist. Damit wird der Stadt Bottrop ein Modellcharakter zuteil, sowohl für urban geprägte Versorgungsstrukturen, als auch für ländliche Bereiche. Bottrop ist als Modellstadt entsprechend seiner Größe und strukturellen Basis optimal als »Blaupause« für spätere Roll-Out-Umsetzungen geeignet. Die Gewinnung von Nutzern und Unterstützern ist elementare Voraussetzung für ein Gelingen des Roll-Outs. Eine Auswertung und Dokumentation von Nutzererfahrungen bietet repräsentative Ansatzpunkte für eine stetige Optimierung und den Ausbau sämtlicher Prozesse. Daher wird auch ein besonderer Wert auf die begleitende Integration aller Akteure gelegt. Hierzu integriert die Stadt Bottrop das Stakeholdermanagement als wichtigen Umsetzungsbaustein in das Projekt, welches vor allem Handel, Gewerbe und private Haushalten dabei unterstützt, die »Hürde« der Digitalisierung zu überspringen und als lebendes Beispiel für andere die Akzeptanz und Partizipation zu steigern. Das Projekt LOUISE wird mit ca. 2,4 Mio. Euro Zuwendungen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMWI) realisiert. Die Förderlaufzeit beträgt zwei Jahre.
LOUISE – der Multi-Channel- Ansatz
LOUISE bietet Händlern und Bürgern der Stadt Bottrop eine Plattform für den digitalisierten und webbasierten Warenverkehr mit optimiertem logistischen Background. LOUISE geht den ersten Schritt zum Aufbau einer effektiven City-Infrastruktur und einem vielfältigen Netzwerk aus privaten Haushalten, regionalem Einzelhandel, lokalen Dienstleistern und einer Spedition. So schafft LOUISE zukunftsfähige Verknüpfungen zwischen bisher separat genutzten, infrastrukturellen Bausteinen und setzt Maßstäbe für die Entwicklung innovativer Logistikbausteine (z.B. Transportmittel wie eCargo-Bikes oder ein multifunktionsfähiges City Hub) (siehe Abbildung 1).
Die LOUISE-Plattform ermöglicht die Bestellung des Kunden über E-Mail, Telefon, Online-Shop oder persönlich vor Ort. Der Händler wählt dann die notwendige Logistik-Leistung über die Plattform aus. Der Logistikdienstleister holt die Ware ab und liefert zum gewünschten Zielort. In Bottrop sind mehrere LOUISE Points eingerichtet, z. B. in Cafes, Kiosken oder auch Tankstellen. Dorthin können die Kunden Waren liefern lassen und abholen. Auch Unternehmen sind als Point registriert und bieten ihren Mitarbeitern auf diese Weise einen attraktiven Service. Außerdem sind an verschiedenen Orten in Bottrop Paketboxen aufgestellt. Der Kunde bekommt einen Zugangscode zugesendet und kann die Ware zu einem beliebigen Zeitpunkt abholen. Zusätzlich besteht die Option die Waren zuhause anzunehmen.
LOUISE stellt einen integrierten, systemischen Lösungsansatz für den Aufbau neuer Geschäftsmodelle entlang von umsetzbaren stadt- oder quartiersbezogenen Bedarfen dar. Bisherige Untersuchungen zur Optimierung urbaner Warenströme haben nur Teilaspekte behandelt. Solche Teilaspekte werden auch bei LOUISE berücksichtigt, bspw. die Entzerrung von Logistikzeiten, der Einsatz geräuscharmer und emissionsarmer Transport- und Logistik-Technik sowie gebündelte Filialbelieferungen mehrerer Handelsunternehmen. Der große Mehrwert des Ansatzes liegt aber in der Verknüpfung all dieser Teilaspekte in einem inhaltlichen Ansatz, der gleichzeitig Online- und Offline-Handel mit einem smarten Logistik-Netzwerk vereint.
[1] Der Beitrag stellt der LOUISE Ansatz vor. Erste Ergebnisse sind auf der Webseite des Projektes zu finden: https://www.louise-bottrop.de