Wenn Silvester auf den 22. Oktober fällt – Anmerkungen zum Fachkräftemangel
Achim Vanselow
DGB NRW
Über was sprechen wir?
Der Fachkräftemangel erobert sich wieder einmal die Spitzenpositionen bei den Wirtschaftsmeldungen zurück. Das Institut der deutschen Wirtschaft beziffert die Lücke auf 440.000 qualifizierte Arbeitskräfte und warnt vor einer »Wachstumsbremse« (Burstedde, Kolev & Matthes, 2018). Die Stellenerhebung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit meldet für das vierte Quartal 2018 einen neuen Rekord mit bundesweit 1,5 Millionen offenen Stellen. Über alle Wirtschaftsbereiche beobachten die Arbeitsmarktforscher eine Steigerung (IAB, 2019).
In Nordrhein-Westfalen sieht die Situation kaum anders aus. Laut dem »Fachkräftereport 2018« der Industrie- und Handelskammern Nordrhein-Westfalen standen 2018 etwa 5,9 Millionen Fachkräfte 6,3 Millionen Stellen gegenüber. Bis zum Jahr 2030 wird sich der Fachkräftemangel nach dieser Studie noch einmal deutlich verschärfen. Bis zum Jahr 2030 sollen 738.000 Fachkräfte in NRW fehlen (IHK, 2018).
Bis zum Jahr 2030 sollen 738.000 Fachkräfte in NRW fehlen (IHK, 2018)
Das sind beeindruckende, ja dramatische Zahlen. Sie fordern regelmäßig zu Interpretationen heraus, da es eine allumfassende Kennzahl zur Messung von Fachkräfteengpässen bislang nicht gibt. Ein Dauerthema ist auch die Vermischung von Fachkräftemangel im engeren Sinne und Stellenbesetzungsproblemen. Fachkräftemangel liegt nach dem Verständnis der Arbeitsmarktforschung dann vor, wenn es im Verhältnis zur Arbeitsnachfrage – den Stellenangeboten – zu wenige passend qualifizierte Arbeitskräfte und zu wenige den Anforderungen entsprechend qualifizierbare Arbeitskräfte gibt. Von Stellenbesetzungsproblemen dagegen spricht man, wenn die Bewerbersuche länger dauert als erwartet oder die Anzahl der Bewerberinnen und Bewerber niedriger ausfällt. Diese Probleme können auf einem Mangel beruhen. Sie können aber auch einfach Disparitäten auf dem Arbeitsmarkt widerspiegeln, z. B. regionale Problemlagen oder eine geringe räumliche Mobilität von Beschäftigten. Gleiches gilt für die Wahl der falschen Suchstrategie durch den Arbeitgeber oder unattraktive
Arbeitsbedingungen.
Betriebe sind keineswegs alle in gleicher Weise von dem Problem betroffen. Größere Betriebe können oft immer noch leichter ihren Bedarf decken als kleinere. Über viele Jahre haben die Gewerkschaften angemahnt, dass zu wenige ausbildungsberechtigte Betriebe dies auch tatsächlich tun. Der Fachkräftemangel von heute ist teilweise der Bumerang für den Ausbildungsverzicht von gestern. Die Gründe für die hohe Zahl von unbesetzten Ausbildungsplätzen in NRW sind zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern und ihren Verbänden umstritten. Fakt ist: Die Kompromissbereitschaft der Betriebe, auch leistungsschwächeren Bewerberinnen und Bewerbern eine Chance zu geben, ist sehr unterschiedlich ausgeprägt. Praktika haben sich in der Vergangenheit als ein Weg erwiesen, um skeptische Arbeitgeber zu überzeugen, aber auch diese Option muss sich den Betroffenen erst einmal eröffnen. Ein weiteres Dauerthema bei der Frage, wie dem Fachkräftemangel begegnet werden kann, ist die betriebliche Weiterbildung. Die Daten des IAB-Betriebspanel weisen für Deutschland einen Anteil von 53 % an weiterbildungsaktiven Betrieben auf, was angesichts der massiven Herausforderungen durch die Digitalisierung eher als gering einzustufen wäre (Dummert, 2018).
All diese Themen können hier nur angerissen werden. Letztlich verbergen sich hinter jeder Stellenbesetzung ganz unterschiedliche Rahmenbedingungen, Einstellungen und Aktivitäten sowohl von Betrieben als auch von Bewerberinnen und Bewerbern. Mit Blick auf die Zukunft wird erwartet, dass sich Problemlagen angesichts von Megatrends wie der demografischen Entwicklung oder einem beschleunigten technologischen Wandel noch verschärfen.
Im Folgenden soll aus gewerkschaftlicher Sicht die Situation in einigen wenigen Bereichen näher betrachtet werden, die in der Debatte über den Fachkräftemangel einen prominenten Platz einnehmen: Fachkräften in Altenpflege / Krankenhäusern und in der Industrie. Auch wenn im Rahmen dieses Beitrages nur Schlaglichter
betrachtet werden können, so soll doch deutlich werden, dass es weder den Fachkräftemangel gibt noch die eine Patentlösung zur Behebung des Defizits.
Fachkräftemangel in Altenpflege und Krankenhäusern
Es ist unstreitig, dass im Gesundheitswesen ein Fachkräftebedarf besteht. Am Beispiel von Altenpflege und Krankenhäusern lässt sich aber zeigen, dass sich hinter der Klage vom Fachkräftemangel sehr Unterschiedliches verbergen kann.
In der Altenpflege besteht ein echter Fachkräftemangel. Schon 2016 fehlten laut Bundesagentur für Arbeit 19.000 examinierte Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger. In keinem Bundesland steht rechnerisch eine ausreichende Zahl arbeitsloser Bewerberinnen und Bewerber zur Verfügung, um die Lücke der bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten offenen Stellen zu schließen. Das Institut Arbeit und Technik geht bis 2030 sogar von mindestens 350.000 zusätzlich benötigten Kräften in den verschiedenen Wohn- und Versorgungsformen für pflegebedürftige Menschen aus, darunter rund 130.000 Pflegefachkräfte (IAT, 2015).
Die Gewerkschaften weisen seit langem darauf hin, dass die in den Bundesländern gültigen Personalschlüssel die heutige Versorgungssituation nicht abbilden. Wenn Bewohnerinnen und Bewohner immer älter und kognitiv eingeschränkter werden, muss sich die Personalbemessung viel stärker am individuellen Pflege- und Unterstützungsbedarf jedes Menschen orientieren. Die Kosten für die unzureichenden Arbeitsbedingungen zahlen die Beschäftigten. Laut dem repräsentativen DGB-Index Gute Arbeit gehen drei von vier Beschäftigten in der Altenpflege davon aus, dass sie ihren Beruf nicht bis zum Rentenalter ausüben können.
Maßnahmen zur Behebung des Fachkräftemangels in der Altenpflege müssen entsprechend hier den Hebel ansetzen. Um das Arbeitsfeld attraktiver zu machen, fordert die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) mehr Personal und endlich eine gute Bezahlung. Ein zentraler Hebel dafür ist die Lohnpolitik, insbesondere ein bundesweit gültiger Tarifvertrag Altenpflege (Evans & Ludwig, 2019). Eine von der Gewerkschaft durchgeführte »Pflege-Comeback-Studie« kommt überdies zu dem Resultat, dass fast die Hälfte der ausgebildeten Pflegekräfte, die ihren Beruf verlassen haben, wieder zurückkehren
würde – wenn die Bedingungen
stimmen.
Im Krankenhausbereich stellt sich die
Sachlage etwas anders dar. Ein flächendeckender
Fachkräftemangel ist nicht
erkennbar. Vielmehr unterscheidet sich
die Situation hier von Region zu Region,
von Krankenhaus zu Krankenhaus, von
Beruf zu Beruf. Nachdem es zu Beginn
der 2000er Jahre nach Einführung des
Finanzierungssystems der Fallpauschalen
in vielen Krankenhäusern zu einem massiven
Personalabbau und zu erheblicher
Arbeitsverdichtung für das verbliebene
Personal kam, schlug die Entwicklung
punktuell rasch in akute Stellenbesetzungsprobleme
um. Insbesondere
Krankenhäuser im ländlichen Raum haben
heute erhebliche Probleme, Stellen für
Fachkräfte zu besetzen. Immer mehr
Krankenhäuser erweitern ihre Suchstrategien
deshalb auf das Ausland (ver.di, 2017).
Aus gewerkschaftlicher Sicht kommt der
Entlastung des Klinikpersonals bei der
Bekämpfung des Fachkräftemangels eine
entscheidende Rolle zu. Ver.di hat 2018
eine Befragung durchgeführt, an der sich
600 Stationsteams beteiligten. Das Ergebnis:
Das vorhandene Personal wäre schon
am 22. Oktober aufgebraucht gewesen,
wenn die Schichten so besetzt würden,
wie es für eine sichere Patientenversorgung
notwendig ist. Aus heutiger Sicht ist
nicht zu erwarten, dass sich die Situation
bald verbessert, im Gegenteil. Seit Jahren
ist zu beobachten, dass internationale
Finanzinvestoren Gesundheitseinrichtungen
in Deutschland – Krankenhäuser,
Pflegeeinrichtungen, Reha-Kliniken u. v.m.
– als attraktive Kapitalanlage entdeckt haben.
2017 hat sich die Anzahl der Käufe im
Vergleich zum Vorjahr sogar noch einmal
verdoppelt. Hier deutet sich an, dass Kostensenkungsstrategien
künftig eher noch
an Bedeutung gewinnen werden, wobei
die wichtigste Stellschraube einmal mehr
das Personal sei dürfte (ver.di, 2018).
Zwischenfazit: Politik und Arbeitgeber
müssen die Arbeit im Gesundheitsbereich
für Fachkräfte attraktiv machen:
durch gute Arbeitsbedingungen, bessere
Personalschlüssel, gute Aus- und
Weiterbildung und faire Bezahlung durch
tarifvertragliche Regelungen. Dies sind
notwendige Bedingungen dafür, dass man
genügend Fachkräfte aus dem In- und
Ausland gewinnen kann.
Industrielle Facharbeit
Schon vor Jahren gab es Hinweise
darauf, dass sich der Fachkräftebedarf
im verarbeitenden Gewerbe in Nordrhein-
Westfalen hin zu den unternehmensnahen
Dienstleistungen verschiebt.
Ein Treiber für diese Entwicklung dürften
auch veränderte Personaleinsatzkonzepte
bei den Industrieunternehmen gewesen
sein (Leiharbeit, Outsourcing). Entsprechend
haben sich Stellenbesetzungsprobleme
auf diese Branche verschoben (Frei,
Dahms & Prick, 2013).
Jenseits der bekannten Strategien zur
Fachkräftesicherung wie Aktivierung und
Beschäftigungssicherung, Ausund Weiterbildung,
Zuwanderung und die Vereinbarkeit
von Beruf und Familie hat sich mit
dem Siegeszug der Industrie 4.0-Debatte
der Akzent deutlich verschoben. Es geht
nun nicht mehr »nur« um die Frage, wie
kurzfristig mit Engpassberufen umgegangen
werden soll oder wie Vakanzzeiten
bei der Fachkräftesuche verkürzt werden
können. Mit dem digitalen Wandel stellt
sich die Frage nach der Zukunft der
industriellen Facharbeit als solcher und
der Rolle, die der Mensch künftig in der
digitalisierten Arbeitswelt spielen kann
und soll. Propheten der neuen (Arbeits-)
Welt wie Elon Musk, Gründer von Tesla,
verkünden, dass Roboter und Künstliche
Intelligenz bald in der Lage sein werden,
die menschliche Arbeitskraft zu ersetzen.
Studien des IAB zum Substituierbarkeitspotenzial
der Berufe und nach Regionen
kommen zu dem Schluss, dass das –
theoretische (!) – Risiko, von Computern
und computergesteuerten Maschinen ersetzt
zu werden, in hochindustrialisierten
Regionen wie NRW und in Fertigungsund
fertigungstechnischen Berufen
am höchsten ist (Sieglen, 2016; Dengler,
Matthes & Wydra-Somaggio, 2018).
Ein allgemeiner Fachkräftemangel besteht in Deutschland nicht, wohl aber Engpässe in Regionen und Tätigkeitsfeldern.
Eine andere Facette ist der Bedarf an Spezialisten
für Bereiche wie komplexe Datenanalysen,
Web-Entwicklung, Konzeption
und Administration vernetzter IT-Systeme
oder Robotik-Entwicklungen, um nur einige
zu nennen. Der Stifterverband kommt in
der Studie »Future Skills: Welche Kompetenzen
in Deutschland fehlen« zu dem
Ergebnis, dass in den nächsten fünf Jahren
in Deutschland rund 700.000 Technologie-
Spezialisten mehr als heute benötigt
werden. Der Bedarf des öffentlichen Dienstes
ist dabei noch gar nicht berücksichtigt
(Kirchherr et al., 2018).
Die umfangreiche Debatte über die Auswirkungen
der Digitalisierung auf die
Arbeitswelt kann an dieser Stelle nicht
nachgezeichnet werden. Stattdessen
soll knapp auf Ergebnisse eines noch
laufenden Projektes zur Umsetzung der
Digitalisierung in nordrheinwestfälischen
Produktionsbetrieben eingegangen
werden, soweit sie Bezug zu dem hier behandelten
Thema haben.
Das aktuell laufende Projekt »Arbeit
2020 in NRW – Arbeit in der Industrie
der Zukunft mitgestalten – Betriebsräte
in Innovationsprozessen stärken« ist ein
Gemeinschaftsprojekt der Gewerkschaften
IG Metall NRW, IG Bergbau, Chemie
Energie Bezirk Nordrhein, der Gewerkschaft
Nahrung-Genuss-Gaststätten NRW
und des Deutschen Gewerkschaftsbundes
NRW. Das Projekt wird aus Mitteln des
Europäischen Sozialfonds und des Landes
Nordrhein-Westfalen gefördert. In dem
Projekt werden die Herausforderungen
der Digitalisierung auf der betrieblichen
Ebene, im organisatorischen Kernbereich
der beteiligten Gewerkschaften, zusammen
mit Beschäftigten und Betriebsräten,
im Dialog mit dem Management, mit
Technikentwicklern und Projektverantwortlichen
bearbeitet. Bereits mehr als 30
Betriebe aus ganz NRW beteiligen sich an
dem Projekt und die Erfahrungen zeigen,
dass »Horrormeldungen« über massive
Arbeitsplatzverluste als Folge des technologischen
Wandels die Menschen verunsichern.
Dies hängt nicht zuletzt mit der
Sorge zusammen, dass die Umstellung auf
stärker digitalisierte Produktionsabläufe
und Prozesse in allen Unternehmensbereichen
die eigene Qualifikation und
das Erfahrungswissen der Fachkräfte entwerten
könnte. Umgekehrt eröffnen sich
neue Chancen für Wachstum, Beschäftigungssicherung
und -aufbau. Ziel des
Projektes ist es, die »Hochglanz-Visionen«
der Industrie 4.0 herunter zu brechen auf
die konkrete Ebene vor Ort:
- Transparenz herzustellen, was Digitalisierung im einzelnen Betrieb bedeutet – für Technik, für Organisation, für Beschäftigung und für die Qualität von Arbeit;
- die Zukunftsvorstellungen des Managements zu spiegeln mit den Vorstellungen von Belegschaft und Betriebsräten;
- gangbare Wege des Wandels zu finden und in Zukunftsvereinbarungen konkrete Perspektiven zu eröffnen, die Beschäftigte mitgehen können.
Die normative Zielsetzung dieses Ansatzes
besteht darin, dass die Technologie
den Menschen nützen muss, nicht
umgekehrt. Chancen liegen dann in der
Schaffung und Sicherung zukunftsfähiger
Arbeitsplätze, in der Anreicherung von Tätigkeiten,
der Reduzierung von arbeitsbedingten
Belastungen und neuen Entwicklungsmöglichkeiten.
Damit diese Chancen
auch genutzt werden, und Digitalisierung
sich nicht einfach reduziert auf Automatisierung
und Kostensenkung ist die
Einflussnahme der verfassten Mitbestimmung
unverzichtbar. So verstanden kann
die Digitalisierung sogar zur Stärkung der
Facharbeit beitragen (mehr Informationen:
www.arbeit2020.de)
Resümee
Wenn Fachkräftemangel beklagt wird, ist es meistens schon zu spät. Aus- und Weiterbildungsstrategien
brauchen Zeit, hinzu
kommen noch notwendige Einarbeitungsphasen,
bis die volle Produktivität erreicht
wird (Bosch, 2011). Vier, sechs, acht Jahre
gehen da schnell ins Land. Eine Politik zur
Fachkräftesicherung muss daher langfristig
angelegt sein. »Alarmismus« hilft da
wenig. Die Fokussierung auf hochspezialisierte
Technologie-Experten verkennt zudem,
dass sich gleichermaßen Lücken bei
beruflich qualifizierten Fachkräften auftun.
Zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit
brauchen Unternehmen beides.
Die Fachkräftesicherung erweist sich als
wichtige Zukunftsaufgabe für die deutsche
Volkswirtschaft, ob in der Industrie
oder im Dienstleistungsbereich. Ein allgemeiner
Fachkräftemangel besteht in
Deutschland nicht, wohl aber Engpässe
in Regionen und Tätigkeitsfeldern. Statt
pauschaler Klagen über einen Fachkräftemangel
bedarf es genauerer Erkenntnisse
über betriebliche Entwicklungsprozesse.
Was passiert tatsächlich? Wo liegen die
konkreten Probleme und Ansatzpunkte
zur Unterstützung? Welche Unterstützungsformen
und -formate helfen tatsächlich
weiter?
Probleme bei der Besetzung offener
Stellen müssen nicht automatisch auf
einen Mangel hindeuten. Sie können
auch schlicht in schlechter Bezahlung
oder unattraktiven Arbeitsbedingungen
ihre Ursache haben. Die Gewerkschaften
kritisieren, dass Potenziale zur Fachkräftesicherung
nicht genutzt werden wie etwa
verstärkte Anstrengungen in der Ausund
Weiterbildung, die Verbesserung von
Arbeits- und Entlohnungsbedingungen
oder die Berücksichtigung von Personengruppen
wie Älteren oder Frauen.
Fachkräftesicherung ist aber mehr als
Qualifizierung. Gefordert sind Anstrengungen
in der Bildungs-, Arbeitsmarkt-,
Gleichstellungs-, Migrations-, Sozial- und
Steuerpolitik. Diese Liste ließe sich sogar
noch weiter verlängern.
Unter den Bedingungen der Digitalisierung
stellt sich die Frage der Fachkräftesicherung
noch einmal neu. Wie werden
Unternehmen künftig überhaupt noch
Arbeit anbieten? Wird sich das Normalarbeitsverhältnis
anpassen können, mit allen
damit zusammenhängenden Sozial- und
Schutzrechten? Oder tritt an seine Stelle
ein digitales »Tagelöhnertum«? Verwandeln
sich Krankenhäuser in »Patientenfabriken
4.0« oder entlastet der Technologieeinsatz
die vorhandenen Fachkräfte und
schafft neue Räume für Interaktionsarbeit
am Patienten? Wird Angestelltenarbeit
weiter nur unter Kostensenkungsgesichtspunkten
betrachtet und möglichst radikal
reduziert, oder als zentraler Bereich neuer
Wertschöpfung in veränderten Geschäftsmodellen
sogar gestärkt?
Der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften werden sich auch künftig für die Gestaltung Guter Arbeit in der digitalen Welt einsetzen.
Literatur
Bosch, G. (2011). Fachkräftemangel: Scheinproblem oder Wachstumshemmnis. Wirtschaftsdienst, 91(9), 583 – 586.
Frei, M., Dahms, V. & Prick, S. (2013). IAB-Betriebspanel. Ausbildungsaktivitäten und Stellenbesetzungen der Betriebe in Nordrhein-Westfalen. Auswertung im Auftrag des Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen.
Bundesagentur für Arbeit, Statistik (2018). Fachkräfteengpassanalyse. Dezember 2018.
Burstedde, A., Kolev, G. & Matthes, J. (2018). Wachstumsbremse Fachkräfteengpässe. IW-Kurzbericht, 27/2018.
Dengler, K., Matthes, B. & Wydra-Somaggio, G. (2018). Digitalisierung in den Bundesländern. Regionale Branchen- und Berufsstrukturen prägen die Substituierbarkeitspotenziale. IAB-Kurzbericht 22.
Dummert, S. (2018). Betriebliche Berufsausbildung und Weiterbildung in Deutschland. Nürnberg: IAB.
Evans, M. & Ludwig, C. (2019). Zwischen Aufwertung, Abwertung und Polarisierung. Chancen der Tarif- und Lohnpolitik für eine arbeitspolitische »High Road-Strategie« in der Altenpflege. Hans-Böckler-Stiftung, Working Paper 128.
IAB, 2019: Ergebnisse der IAB-Stellenerhebung für das vierte Quartal 2018: Neuer Rekord mit 1,5 Millionen offenen Stellen. Presseinformation des IAB vom 19.02.2019.
IAT, 2015: Mindestens 350.000 Kräfte fehlen bis 2030. Institut Arbeit und Technik. Pressemitteilung vom 02.06.2015.
IHK – Industrie- und Handelskammer Nordrhein-Westfalen (Hg.)(2018). Fachkräftereport 2018. Düsseldorf: IHK.
Kirchherr, J., Klier, J., Lehmann-Brauns, C. & Winde, M. (2018). Furture Skills: Welche Kompetenzen in Deutschland fehlen. Diskussionspapier, 1 | 4, Essen: Stifterverband für die Deutsche Wirtschaft e. V.
Sieglen, G. (2018) Digitalisierung in Nordrhein-Westfalen: Substituierbarkeitspotenziale der Berufe 2016. IAB-Regional, 1/2018.
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• ver.di 2018: Ziel: Profitmaximierung. ver.di Gesundheit & Soziales. [URL: https://gesundheit-soziales.verdi.de/++co++c01267fc-1d3f-11e8-a646–525400940f89, Zugriff: 11.04.2019)