Vorwort
Nachhaltige Transformation urbaner Räume
Nicht zuletzt die Herausforderung „Klimawandel“ hat dazu geführt, dass sich Kommunen in zunehmender Zahl dem Leitbild der nachhaltigen Entwicklung verpflichtet fühlen. Aber was ist konkret zu tun, wer sind die Akteure und welche Handlungsstrukturen werden benötigt? Die für alle gültigen Antworten auf diese Fragen gibt es nicht.
Vor diesem Hintergrund hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Sozial-ökologischen Forschung (SÖF) und der FONA-Leitinitiative Zukunftsstadt die Fördermaßnahme »Nachhaltige Transformation urbaner Räume« auf den Weg gebracht. Die Fördermaßnahme zielt darauf ab, integrative Strategien zu entwickeln, die ökologische und gesellschaftliche Anforderungen verbinden und auf eine resiliente Stadtstruktur mit höherer Lebensqualität zielen. Leitende Vision ist eine CO2-neutrale Stadt, in der der Ressourcenverbrauch gemindert, die Luftqualität verbessert und die Lärmbelastung verringert werden.
Städtebauliche Umfelder sollen besser gestaltet, Flächen und Infrastrukturen effizienter genutzt und stadtverträgliche Produktion integriert werden. Es geht auch darum, soziale Spaltungen zu mindern, Teilhabemöglichkeiten zu verbessern, die Bevölkerung intensiver an den Prozessen und Entscheidungen zur Stadtentwicklung zu beteiligen sowie neue Formen des Miteinanders, der Kommunikation und der Kooperation von Wirtschaft und Kommune zu erproben. Das BMBF fördert insgesamt 23 Projekte, in denen solche Zielstellungen verfolgt werden.
Das Themenspektrum ist entsprechend breit gefächert. Die Projekte widmen sich unter anderem dem CO2-armem Wohnen, dem Wohnen von Flüchtlingen und Zuwandernden, der partizipativen Grünflächenentwicklung sowie dem Funktionsverlust städtischer Zentren. Einzelne Projekte untersuchen Schrumpfungs- und Wachstumsphänomene, Fragen der Vulnerabilität und Risikoabschätzung sowie der Partizipation beim klimagerechten Stadtumbau. Thematisiert werden Sektorkopplung, Resilienz, Wärmenetze, Elektrifizierung der Verkehrs- und Logistikinfrastruktur u.v.m.
Eine Besonderheit ist, dass relativ viele Projekte im Handlungsfeld »Städtische Wirtschaft im Wandel« erfolgreich Fördermittel beantragt haben. Damit kann auch hier ein weites thematisches Spektrum abgedeckt werden. Es reicht von der urbanen Produktion und Wertschöpfungsprozessen in Quartieren über die nachhaltige Entwicklung älterer städtischer Gewerbegebiete bis hin zu der Rolle der kommunalen Wirtschaftsförderungen als Bindeglied zwischen Kommune und Wirtschaft sowie als Schlüsselakteur beim nachhaltigen Stadtumbau. Sie sind in mehreren Projekten empirischer Gegenstand oder Forschungs- bzw. Praxispartner.
Hier ordnet sich das Projekt Bottrop2018plus ein. Es ist das einzige, in dem eine Kommune den Forschungs- und Umsetzungsprozess in leitender Rolle koordiniert. Und es ist ein besonders ambitioniertes Projekt, indem es die eingangs formulierten Schlüsselfragen für die nachhaltige Stadtentwicklung konsequent verfolgt: Die Akteure Kommune und Unternehmen organisieren partizipativ Prozesse (Wirtschaftsallianz, Reallabore, Zukunftsplan) in zentralen Handlungsfeldern (u.a. Handel und Handwerk), die die nachhaltige Stadtentwicklung voranbringen. Und die Wissenschaft unterstützt sie dabei. Insofern ist dem Bottroper Projekt weiterhin viel Erfolg, eine geglückte Verstetigung nach Auslaufen der Förderung und letztlich auch eine positive Ausstrahlung über die Grenzen Bottrops hinaus zu wünschen.
Dr. Frank Betker, DLR PT